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Ton · Töpfe · Scherben
Pflanzkeramik

von Erk Kanis (aus „GRÜNER ANZEIGER / 2015)

Die Bezeichnung Keramik wurde aus den Wort „keramos“ (altgr.: Ton, Töpfererde) abgeleitet. Nachweislich verwendet wurde der Begriff erst ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (Giambattista Passeri) und umfasst seitdem alle anorganischen, nicht metallischen Werkstoffe, die im ursprünglichen „rohen“ Zustand manuell oder maschinell geformt werden und nach dem Brand die ihnen gegebene Form behalten.
Umgangssprachlich bezeichnet man damit meist nur das gebrannte Werkstück. Unterschiedliche plastische Sedimentgesteine wie Tone, Lehme und Tonerden werden als Werkstoff genutzt. So formbar – gleich ob gedreht, gepresst, gegossen oder gespritzt – dieser sich ungebrannt und so empfindlich er sich noch im brennreif weißtrockenen Zustand vor dem Brennen darstellt, so unverwüstlich ist der gebrannte Scherben selbst. Unsere gesamten ursprünglichen archäologischen Zeitrechnungen basieren auf dieser Tatsache, denn selbst die nicht sehr hoch gebrannten Gefäße der Steinzeit haben unter günstigen Bedingungen Jahrtausende überdauern können und ihren Weg in die Museen gefunden.
Der ursprünglich italienische Begriff Terracotta bedeutet eigentlich lediglich gebrannte (cotta) Erde (terra) und bezeichnet das keramische, einmal gebrannte unglasierte Enderzeugnis – gleichzeitig aber auch einen warmen, erdigen Farbton.

 

Eigenschaften

In der keramischen Technologie wird nach Eigenschaften wie Dichte und Porosität, Brennfarbe, Härte und Transparenz eingeteilt. Man unterscheidet deshalb zunächst zwischen Irdenware, also einem porösen Scherben (ein gebranntes Werkstück, nicht die umgangssprachlichen Bruchstücke) und Sinterware, einem dichten Scherben. Dabei hat sich Terrakotta in unserem Sprachgebrauch weitestgehend als Bezeichnung für Irdenware, die unglasierten Produkte des Töpferund Ziegeleihandwerks, und im engeren Sinne als Synonym für Gartenkeramik im Allgemeinen und Pflanzkübel oder Blumentöpfe im Besonderen durchgesetzt.
Nach dem Brand weist der Scherben also eine offene Porenstruktur auf und ist damit mehr oder weniger porös, also wasserdurchlässig und -aufnahmefähig. Gerade diese Eigenschaft macht ihn für eine Bepflanzung so ideal, denn sie befördert eine gute Feuchtigkeitsregulierung über die gesamte Gefäßoberfläche (neben der Drainageöffnung im Boden) und wirkt so auch schädigender Vernässung entgegen.
Zudem läßt das poröse und gleichzeitig sehr widerstandsfähige Material Sauerstoff an die Wurzeln.
Ebenso entscheidend ist aber, dass das Gefäß selbst bei hochsommerlichen Temperaturen kühl bleibt – ganz im Gegensatz zu Plastiktöpfen oder auch bunt glasierten, dicht gebrannten Keramiken, in denen Pflanzenwurzeln regelrecht verbrennen können. Jede gärtnerische Testbepflanzung – gleiche Pflanze, gleicher Standort, gleiches Substrat, unterschiedliche Gefäßmaterialien – zeigt, daß die Pflanzen in Terrakotta einfach am besten gedeihen.

Historie

Die Terrakotta-Tradition reicht weit zurück bis in die allerfrühesten Anfänge menschlicher Rohstoffbearbeitung. Spätere Entwicklungen in der Keramikgeschichte bezogen sich mehr auf Glasuren, Brenntechniken und Verfeinerungen der Tonmasse, die unglasierte Irdenware blieb davon unberührt. Ein Töpfer der Bronzezeit könnte demnach bis heute fast alle keramischen Techniken wiedererkennen, denn die große  Keramikgeschichtliche Revolution der Erfindung der Töpferscheibe irgendwo im „fruchtbaren Halbmond“ (etwa im heutigen Irak), liegt bereits gut 5.000 Jahre zurück.
Vor ihrer Erfindung konnte ein Keramiker mit dem Aufwülsten, einer Aufbautechnik, höchstens ein Dutzend Gefäße am Tag herstellen. Mit der Scheibe schafft er in der gleichen Zeit Hunderte. Dem englischen Keramiker Jim Keeling zufolge stellte ein geschickter Freidreher Mitte des 19. Jahrhunderts in England pro Arbeitstag bis zu 1.200 Töpfe her.
Dabei dienten alle Gefäße, wie Kübel, Schalen, Töpfe und Amphoren in der Entwicklung der Menschheit zunächst und hauptsächlich der Bevorratung oder dem Transport, also dem Notwendigen schlechthin. Erst wenn die lebenswichtigen Bedürfnisse erfüllt sind, sinnt der Mensch auf Schönheit und Verfeinerung. Unbekannt ist, seit wann der Mensch seine Pflanzen schützend in Gefäßen heranzog und sie damit zugleich mobil machte. Schon vor mehr als 4.000 Jahren sollen in Ägypten Pflanzen in Tontöpfen zu kultischen Zwecken sowie zur Dekoration verwendet worden sein. Von Homer wissen wir, daß auch im antiken Griechenland Kübelpflanzen populär waren. Sie begrünten die Innenhöfe der Königspaläste und schmückten Dachgärten in Athen. Die Römer übernahmen das griechische Vorbild und zierten die Atrien ihrer Stadthäuser mit Pflanzen in  großen Gefäßen. Fortführung erfuhr diese Kultur in der Gartenkunst der Renaissance und des Barock, vor allem auch in Holland und England.

Herstellung

Werkstätten haben sich traditionell in Europa jedoch fast ausschließlich südlich der Alpen entwickelt – aufgrund der dort vorhandenen Rohstoffe und klimatischen Bedingungen. Keramikerzeugnisse müssen an der Luft vortrocknen und vertragen währenddessen keinen Regen. Und überdachter, bebauter Platz ist teuer, zu teuer meist für traditionell schlecht entlohntes Handwerk.
Nicht nur in Kreta, wo bis heute noch Großkeramiken in traditioneller Technik hergestellt werden, gab es daher viele Saisonwerkstätten, die in der regenfreien Zeit einfach unter freiem Himmel arbeiteten. In England verdankten zahlreiche Werkstätten zur manuellen Herstellung von Blumentöpfen ihre Existenz der andauernden Gartenbegeisterung – besonders zu viktorianischer Zeit. Einige dieser Werkstätten bestehen bis heute – ansonsten sind in Mittel- und Nordeuropa derartige Töpfereien sehr rar gesät. 
Gegenwärtig werden die allermeisten Terrakotta-Pflanzgefäße und auch -Übertöpfe industriell hergestellt: in Formen gepresst, mit Schablonen bearbeitet, gegossen – identisch in der Form, eintönig, leblos – funktional, aber ästhetisch langweilig. Dagegen zeigt sich das auf der Töpferscheibe frei gedrehte Gefäß attraktiver und von ungleich höherem ästhetischen Wert. Derart hergestellte Objekte sind, ähnlich Pflanzen, nie identisch. Sie werden nicht bis auf den letzten Zentimeter gleich groß sein, bleiben im letzten Detail doch immer unterschiedlich. Außerdem hinterläßt die Formgebung des freien Drehens inwendig parallel verlaufenden Fingerspurrillen, was zu relativer Dünnwandigkeit führt und damit im Vergleich mit formgepreßten Gefäßen zu spürbar geringerem Gewicht. Die in diesem Zusammenhang gelegentlich vertretene Ansicht, je dickwandiger, desto frostsicherer, zeugt von Ahnungslosigkeit.
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Es wird so manchen verwundern, daß Handwerksarbeit nicht unbedingt auch wesentlich höher im Preis sein muß. Vergleiche von Qualität und Preis lohnen und überraschen immer wieder. Die funktionellen Ansprüche in Hinblick auf Stabilität, Dauerhaftigkeit und vor allem Frostfestigkeit können und sollten von beiden Gruppen gleichermaßen erfüllt werden.

Frostfest?

Frostfest ist zu oft die erste aller gestellten Anforderungen, daher sei hier kurz darauf hingewiesen, dass alle Pflanzen im Topf empfindlicher sind als frei ausgepflanzt, aber die meisten der so populären mediterranen Gewächse ohnehin im Winter nach drinnen verbracht werden sollten. Es stellt sich jene Frage in diesen Fällen also nicht vorrangig. Danach ist zwischen der Frostfestigkeit des Gefäßes an sich und der Winterfestigkeit in seiner Anwendung zu unterscheiden. 
Frostfeste bauchige Gefäße, in denen sich Regen und Schnee sammelt, können wie jeder andere Gegenstand, aus welchem Material auch immer, durch Eisbildung ebenso wie bei Bepflanzung durch das gefrierende Pflanzsubstrat mechanisch gesprengt werden. Terrakottagefäße, die lediglich als Übertöpfe verwendet werden und viele Winter so im Freien unversehrt überstanden haben, sind nicht unbedingt der größeren Herausforderung einer direkten Bepflanzung gewachsen.
Viele bepflanzte Terrakottatöpfe, die zwar draußen, aber überdacht und trocken stehen und der Jahreszeit entsprechend mit Bedacht gegossen werden, überstehen problemlos zahlreiche Minusgrade. (Der Hinweis, ein Topf sei bis soundsoviel Minusgrade frostfest, deutet lediglich auf Inkompetenz des Verkäufers hin.) Das bedeutet jedoch nicht, daß dieselben Gefäße unbeschadet bleiben, wenn sie ungeschützt Regen und Schnee ausgesetzt werden. Gerade die Wechselwirkung von Nässe und Frost, sowie das über längere Zeit hinweg wiederholte Einfrieren und Auftauen stellt die größtmögliche Herausforderung an die Winterfestigkeit eines Terrakottatopfes.
Zunächst saugt sich der Topf mit seiner porösen Gefäßwand bei Regen ebenso wie durch Gießen mit Wasser voll. Bei Frost gefriert dieses Porenwasser natürlich und es kommt so zu den typischen Abplatzungen und einem schichtweisen Auflösen der Gefäßwandung. Qualitätsterrakotta weist dagegen eine derartige Porenstruktur auf, die wiederholtes Gefrieren und Auftauen toleriert, ohne dadurch geschädigt zu werden. Das Material, der Scherben, ist frostfest. Allerdings beantwortet erst die eigene Gartenpraxis zuverlässig und abschließend die Frage nach der Winter- oder Frostfestigkeit eines Gefäßes.
Da die Frostfestigkeit vorab durch den Käufer nicht zu prüfen ist, bleibt der Kauf von Terrakottatöpfen und anderen -erzeugnissen reine Vertrauenssache, bis er auf eigener Erfahrung basiert. Am besten suche man den Keramiker selbst und vermeide den zwischengeschalteten anonymen Großhandel. Wo das nicht möglich ist, suche man Verkäufer, die in direktem Kontakt mit den Herstellern stehen oder solche, die selbst gärtnern und eigene Erfahrung machen. Hilfreich kann auch die Frage nach Referenzgärten und Verwendungen in  Staudengärtnereien sein.
Auf gar keinen Fall aber ist die Frostfestigkeit von Terrakotta an Herkunftsländer oder Herstellungsorte wie beispielsweise Italien oder gar Asien gebunden. Hoch- und zumindest gleichwertige und überlegene Qualität findet sich auch in England, Deutschland und Kreta.

Brand

Der jeweilige Rohstoff mit den darin enthaltenen Erdoxiden, aus dem das  Gefäß bestehen soll, wird einmal gebrannt und bestimmt damit die Farbe. Man kennt die typischen blassroten Farbtöne italienischer Gefäße, die eher gelblich-rötlich ausbrennenden Keramiken aus Kreta mit gelegentlich aschgrauen Nuancen oder die unverwechselbar dunkelrote Farbe englischer Potterie. Doch das Farbspektrum reicht noch weiter – von warmgrau bis zu orange oder dunkelbraun.
Farbig glasierte Töpfe dagegen sind gesinterte, dicht ausgebrannte Töpfe und nicht das Thema hier – funktionell sind diese wie Plastiktöpfe zu betrachten.
Eine nachträgliche Gestaltung, Verzierung und mechanische Bearbeitung der Topfoberfläche nach dem Brand ist im Prinzip natürlich möglich. Üblich war und ist sie eher nicht. Es gibt jedoch eine traditionelle Ausnahme, die, weil sie die Porosität des Gefäßes erhält, auch bei Pflanzkeramiken durchaus angewandt werden kann: das Kalken. Man kennt es von den Ägäischen Inseln und eigentlich aus dem gesamten Mittelmeerraum, wo einzelne Häuser und ganze Ortschaften in weiß und immer wieder neu übertüncht werden – weniger aus ästhetischen Beweggründen, als vielmehr um der teilweise erbarmungslosen Gluthitze wenigstens etwas entgegenzusetzen.
Der Rohstoff bestimmt die Brenntemperatur, da die unterschiedlichen Ausgangstone eigene Maximaltemperaturen haben. In der Regel liegen diese zwischen 940–1.020°C. Dabei ist die Verteilung der jeweiligen Maximaltemperatur noch im letzten Winkel des Brennraums von großer Bedeutung, wichtiger sogar als die Brenndauer, die salopp gesagt nur über den Anteil der im Brand gerissenen Ware entscheidet – nach dem Prinzip: je langsamer die Brennkurve, desto weniger Bruch.
Nur der mit seiner jeweiligen Maximaltemperatur gebrannte Topf, wird ein frostfester sein können. Allerdings ergibt nicht jeder Ausgangston nach dem Brand ein frostfestes Produkt.

Pflege

Terrakottagefässe, bepflanzt oder leer, verändern sich im Freien fortwährend.
Binnen kürzester Zeit schon allein in der Farbtiefe, wenn sie Feuchtigkeit aufnehmen und wieder trocknen. Längerfristig ist es wie mit Sandsteinobjekten: das Material ist porös, die Oberfläche rauh und das Gefäß oft nass. Ideale Bedingungen also für Mikroorganismen, Flechten, Moose und Algen, die sich dort ansiedeln können. Hinzu kommt bei bepflanzten Töpfen, daß alle möglichen Mineralien, vorzugsweise Kalk, bis an die Oberfläche gelangen und sich dort mehr oder weniger stark ablagern können. Anders als zu vermuten zeigen diese Kalkausblühungen kein minderwertiges Ausgangsmaterial, eine kalkhaltige Tonmasse an, sondern diese Kalkbestandteile sind meist gelöst im Gießwasser oder im Pflanzsubstrat enthalten und werden mit der Zeit ausgewaschen.
Alle diese Vorgänge bilden die Grundlage einer ganz individuell unterschiedlichen Patina, die wir bei „alten“ Keramiken dann so wertschätzen und als unverwechselbar empfinden. Das sollte klar sein, bevor von der Pflege oder Säuberung von Gefäßen die Rede ist.
Wer diese Verfärbungen oder Ablagerungen nicht wünscht und entfernen  möchte, kann im Prinzip alles einsetzen, was die keramische Oberfläche nicht angreift, anlöst oder erodiert. Naheliegend beginnt man mit einer Bürste und kaltem oder warmem Wasser, geht über zum Einsatz von Spülmittel und da es sich meist um kalkbasierte Ausblühungen handelt, bis hin zur Anwendung schwacher handelsüblicher Säuren wie Zitronensäure. Zu guter Letzt kann selbst der Dampfoder auch Hochdruckreiniger zum Einsatz kommen. Dies allerdings nur bei
wirklicher Qualitätskeramik und nach vorherigem, entsprechend behutsamen „Herantasten“, also mit möglichst niedrigem Druck an unauffälliger Stelle testen, Druck langsam erhöhen und mögliche Oberflächenveränderungen beobachten.
In diesem Zusammenhang ist hin und wieder die Rede davon, daß Terrakottagefässe auch abzudichten seien, indem man die Oberfläche versiegelt. Vorgeschlagen werden Tränkungsmittel oder sogar das Auskleiden des Topfes mit Folie. Ich halte das für widersinnig. Wer einen Terrakottatopf wählt, kauft doch gerade ein dem Pflanzenwachstum zuträgliches poröses (!) Gefäß. Wer das nicht möchte, dem stehen ja die zahllosen glasierten, gesinterten Keramiken sowie Plastikkübel zur Verfügung.
Daher ist im Grunde die einzig wirksame Gefäßpflege der Schutz vor Bruch  und anderen mechanischen Gewalteinwirkungen. In der täglichen Gartenpraxis – und eher zum Schutz der nächsten Bepflanzung, weniger der Keramik – empfiehlt es sich allerdings, das Gefäß nach jedem Austopfen innen trocknen zu lassen und es dann einfach kräftig auszubürsten, um feuchte Rückstände wie Substrat oder Pflanzenreste zu entfernen.

Reparatur

Was aber, wenn es doch einmal Bruch gibt? Grundsätzlich sind natürlich fast alle keramischen Gefäße zu reparieren. In Museen finden wir unzählige Beispiele hoher Restaurierungskunst, die nicht nur zusammenfügt, sondern aus wenigen und kleinsten Bruchstücken die Originalformen durch Ergänzungen komplett wiedererstehen lässt.
Bei alltäglichen Terrakottagefässen gilt es, zwischen unterschiedlichen Schäden zu unterscheiden. Da wäre zum einen der echte Frostschaden, der sich in einer blättrigen, schichtweisen Auflösung der Scherbenwand zeigt. Das Material ist oft aufgeweicht und splittert in kleinste Einzelteile. Nötig wären regelrechte Ergänzungsarbeiten, etwas, mit dem selbst der engagierte Laie überfordert ist – und die Kosten einer professionellen Restaurierung werden in den allermeisten Fällen unverhältnismäßig sein.
Anders sieht es bei mechanisch hervorgerufenen Schäden aus, die sich als Risse zeigen, wobei das Gefäß in der Form erhalten bleibt oder als kompletter Bruch mit Einzelteilen. Risse können bereits beim und durch den Brennvorgang selbst auftreten, sind aber in kleinerem Ausmaß oft nicht mehr als eine optisch ästhetische Frage. Diese kleineren Einrisse kann man kleben oder ergänzen, notwendig ist das nicht. Im Gegenteil können solche Töpfe ihren ganz eigenen Charme haben. Der Autor kennt einige ganzjährige Topfgärten, die ausschließlich aus solchen Gefäßen bestehen. Funktionstüchtigkeit und Frostfestigkeit, wenn die denn gegeben war, ist nicht beeinträchtigt. Und Bodenrisse, die herstellungsbedingt leider nie ganz zu vermeiden sind – besonders bei größerem Bodendurchmesser – werden durch eine
Bepflanzung ohnehin unsichtbar und sollten einfach als weitere Drainageöffnungen betrachtet werden.
Für eine Reparatur bieten sich zwei Möglichkeiten an: Kleben und Drahten. 
Geklebt wird mit handelsüblichem Zweikomponentenkleber, sogenanntem Sekundenkleber. Wenn das Gefäß noch erhalten ist, sollte eine möglichst flüssige Variante gewählt werden, die Porosität des Materials ermöglicht ein problemloses Einbringen bzw. Eindringen des Klebstoffes in den Rißverlauf. Wer zusätzlichen Aufwand nicht scheut, erzeugt mit Schleifpapier ein wenig Tonmehl und maskiert (färbt) damit den geklebten Rissverlauf.
Eine uralte Methode ist das Drahten, wie häufig an musealen Ausstellungsstücken zu entdecken. Oft in Kombination mit einer Ergänzungsmasse wie beispielsweise Gips, aber in vielen Fällen macht der Draht schon allein einen scheinbar defekten Topf zu einem langlebigen Pflanzgefäss.
Wenn Gefäßform oder Verzierung den Halt eines Drahtes verhindert, lässt sich ebenso profan wie wirkungsvoll mit Hilfe einer „Flex“ eine schmale flache Nut fräsen, um den Draht dort einzulegen und anschließend zusammenzuziehen. Diese maschinelle Methode funktioniert jedoch nur bei genügend hoch gebrannter Qualitätsterrakotta, ansonsten wird der Ein- zum Angriff, dem die Keramikwand einfach nicht standhält. 
Ist das Gefäß in nur wenige Bruchstücke mit klaren, ineinandergreifenden Bruchkanten zerbrochen, lohnt auch hier der Versuch einer Klebung mit den handelsüblichen Produkten. Die Stücke, insbesondere die Bruchkanten müssen dazu sauber und trocken sein. Falls Bruchstücke fehlen, kommt es auf Größe und Menge an, ob sich eine Ergänzung mit Gips lohnt. Kleinere Fehlstellen lassen sich leicht mit entsprechend pastösen Klebstoffen dauerhaft schließen.
Derart geklebte Töpfe benötigen in der Regel keine zusätzliche Verdrahtung, die Klebkraft der heutigen Produkte macht das bei korrekter Anwendung meistens überflüssig. Gewiss nicht unwichtig zu wissen, dass weder Klebung noch Verdrahtung mechanisch bewirkter Risse oder Brüche eine Auswirkung auf die vorhandene oder eben nicht vorhandene Frostfestigkeit des Gefäßes haben. Auch hier hat das eine mit dem anderen nichts zu tun.

Kalkspatz
Einen Sonderfall stellen die materialbedingten Kalkeinschlüsse dar, die gegebenenfalls erst im Laufe der Zeit sichtbar werden. Tonerden können unterschiedlich hohe Kalkanteile enthalten, mehr oder minder feinstvermahlen.
Für die industrielle Aufarbeitung zur plastischen Masse werden sie entsprechend gesiebt und gesäubert. Je traditioneller jedoch die Tonbearbeitung und der gesamte Herstellungsprozess, desto eher kann gelegentlich der sogenannte Kalkspatz auftreten. Da er also Teil des Werkstoffes und damit Bestandteil zumindest der alten Gefäße ist, gibt es kaum eine Amphore ohne derartige Kalkknoten. Sichtbar werden solche Einschlüsse erst nach dem Brand. Der durch den Brennprozess hygroskopische, gebrannte Kalk nimmt wieder Wasser aus der Umgebung auf und vergrößert dadurch sein Volumen. Er kann so ein Stück der gebrannten Keramikoberfläche herausbrechen und als weißer Brocken zu sehen sein.
Wer dies als ästhetischen Mangel empfindet, kann zu Sandpapier greifen und den Kalk herausschleifen. Die Qualität und Funktion des Gefäßes beeinträchtigt ein solcher Kalkspatz nicht.

Fazit

Abschließend lässt sich sagen, dass auch der frei gedrehte Topf nichts für sich alleine ist. Gewiss, die handgefertigten, auf der Töpferscheibe Stück für Stück gedrehten Einzelstücke sind den zuhauf angebotenen seriell uniformen Industrieerzeugnissen ästhetisch weit überlegen. Und tatsächlich ist jedes Stück so sehr ein Unikat wie jede Pflanze auch. Aber – ein unbepflanzter Blumentopf ist ein unvollendeter. Und erst die Bepflanzung zeigt, was er kann: jede geglückte Bepflanzung zu einer besonderen, unverwechselbaren, individuellen zu machen – ein Gewinn für die Pflanze zu sein, nicht mehr, nicht weniger.